© Ferienregion ZugspitzLand | Anton Brey

Das goldene
Au

Au an der Gabelung von zwei Fernhandelsstraßen

In Au gabelten sich zwei alte Fernhandelswege. Die eine Route führte von Augsburg über Schongau und Oberammergau bis nach Au. Der Kienbergweg, der das Loisachtal mit dem Ammertal verbindet, war ein gefürchtetes Stück davon. Mit der zweiten Straße, die von der Fuggerstadt über Weilheim und Murnau ebenfalls das obere Loisachtal erreichte, vereinigte sie sich in unserem Ort. Der weitere Weg ging über Partenkirchen, Mittenwald, Innsbruck zum Brenner, weiter über das Pustertal nach Venedig (Untere Straße). Mit ihr konkurrierte die so genannte Obere Straße, die von Augsburg über das Außerfern, den Reschenpaß und Bozen die Lagunenstadt erreichte. Transportiert wurde mit quälender Langsamkeit zu einem Teil durch die Rottfuhrleute von Rottstation zu Rottstation. Solche Haltestellen waren in unserem Gebiet Partenkirchen, Mittenwald und Oberammergau. Die Spediteure des Mittelalters und der Frühen Neuzeit fuhren nur von Station zu Station, wo die Fracht abgeladen wurde und die nächsten Rottleute übernahmen. Am Fuße des Kienbergwegs leisteten die Auer Bauern gebührenpflichtigen Vorspann. Die für das Kloster Ettal bestimmten Güter (u.a. Getreide und Wein) mussten ohne Entgelt befördert werden. Die zum Vorspann verpflichteten Bauern empfanden das als schwere Belastung, die sie erst in der Säkularisation abschütteln konnten. Die Kienbergstraße gehörte auch zum weit verzweigten Netz der Wege nach Rom.

Vil edel und nit edel landfahrer: Die Rottstraßen Venedig Augsburg
Neben den Fuhrleuten, vorspannenden Bauern und Reisenden, die auf den beiden Straßen unterwegs waren, zog ständig ein Heer von Bettlern und Vaganten über die Rottstraßen. Sie gehörten zu den größten Plagen der Anlieger und der Bewohner der Städte. Durch Gesetze war ihnen nicht beizukommen. Für das 18. Jahrhundert ist uns die Klage des Wirts der einsam am Fuße des Kienbergs gelegenen Bäckerei und späteren Tafernwirtschaft überliefert: „Er sähe es gar gerne, daß ein Haus neben ihme mechte erbauet werden, weillen er ganz allein alle Nacht in Sorgen stehen muess, wann er von bessen Leithen ausgeblindert wird.“

Aber auch fromme Pilger, vor allem aus dem Schwäbischen, wanderten auf dem Weg nach Rom über die Kienbergstraße und besuchten dabei auch die Marienwallfahrt Ettal. Unter den Pilgern waren auch Martin Luther und viele andere Persönlichkeiten der Weltgeschichte. Besonders aufwendig waren die Wallfahrten der bayerischen Kurfürsten und ihrer Entourage nach Ettal.

Schließlich waren auch z.B. im Spanischen Erbfolgekrieg eigene und feindliche Truppen unterwegs, die die Bevölkerung schikanierten und ausraubten. Ihnen allen überlegen an Geschwindigkeit der Fortbewegung waren die Augsburger Kaufmannsboten, die bei günstigen Bedingungen in acht Tagen Briefe von Augsburg bis Venedig brachten, verglichen mit den Fuhrleuten ein Stück Frühkapitalismus, repräsentiert vor allem durch die Fugger.